Die Interview-Situation
Die Situation, in der ein Interview geführt wird, hat nicht nur Auswirkungen auf das Gespräch selbst und die Stimmung zwischen den Interviewpartnern, sondern auch auf die Qualität des Ergebnisses.
Ein Gespräch im Café, Restaurant oder auf belebten Plätzen kann zwar eine angenehme entspannte Situation für den Probanden bedeuten, aber jedes Gläserklirren und Tellerklappern, jedes Gespräch in der Nähe oder klackernde Schuhe auf dem Asphalt können zu einer gestörten Aufnahme führen.
Das menschliche Ohr kann sich sehr gut auf das Gegenüber einstellen und filtert solche Geräusche automatisch heraus. Ein Aufzeichnungsgerät kann das leider nicht. Hat man Pech, versteht man am Ende das Gespräch vom Nebentisch besser als das eigene Interview. Eine solche Aufnahme zu transkribieren, ist dann sehr zeitaufwendig, es entstehen viele Lücken udn das Ganze wird sehr teuer.
Lassen sich Nebengeräusche nicht vermeiden, gilt die Regel: Das Mikrofon sollte in die entgegengesetzte Richtung weisen wie die störenden Geräusche. Man sollte man möglichst mit einem Richt- oder Ansteck-Mikro arbeiten, sich eng nebeneinander setzen und das Mikrofon möglichst nahe beim Gesprächspartner positionieren.
Die optimale Interviewsituation findet man eher in kleinen Räumen (wenig Hall) mit Teppichboden, bei geschlossenen Fenstern, wenn man nahe beieinander sitzt und das Mikrofon auf den Gesprächspartner ausgerichtet.
Bei einem Interview unter freiem Himmel spielt auch der Wind häufig eine nicht geringe Rolle. In der Situation bemerkt man ihn vielleicht selbst gar nicht, ohne Windschutz auf dem Mikrofon kann er aber eine Aufnahme komplett unbrauchbar machen oder die Interviewtranskription zumindest enorm erschweren.
Ebenso kann ein Handy, das unbemerkt funkt, eine Aufnahme komplett ruinieren, das Abtippen des Interviews wird dann zur Qual.
Hat man die Gelegenheit oder führt das Interview z.B. zu zweit, bietet es sich an, zu protokollieren, was in der Aufnahme nicht erfasst wird: also Mimik, Gestik, Raumsituation, Verhältnis Interviewer-Proband oder besondere Vorkommnisse während des Interviews, die nicht durch die Interview-Transkription erfasst werden.
Eine Pause kann z. B. einfach eine Trinkpause sein, aber eben auch ein relevantes Zögern – das ist durch bloßes Hören der Aufnahme später evtl. nicht mehr eindeutig zu bewerten.